Testsysteme für die Zöliakie-Diagnostik
Marke: EUROIMMUN
Hersteller: EUROIMMUN Medizinische Labordiagnostika AG
Umfangreiches Produktportfolio zur Unterstützung der Diagnose, Diätbegleitung und Risikobewertung
Das Produktportfolio umfasst verschiedene Testsysteme für die Diagnose, Diätbegleitung und Risikobewertung von Zöliakie. Dazu gehören:
- Anti-Gewebs-Transglutaminase- + Anti-Gliadin (GAF-3X)-ELISA
- Anti-Endomysium-IIFT + EUROPLUS Anti-Gliadin (GAF-3X)-IIFT
- EUROLINE Zöliakie-Profil + EUROLINE Autoimmune Gastrointestinalerkrankungen
- EUROArray HLA-DQ2/DQ8-h Direct
[Bild: Nahaufnahme von Brot und Getreide, symbolisiert die Bedeutung von Gluten in der Zöliakie-Diagnostik.]
Definition und Klassifikation der Zöliakie
Die Zöliakie, auch glutensensitive Enteropathie (GSE), ist eine systemische Autoimmunerkrankung, die eine genetische Prädisposition erfordert. Die Prävalenz wird auf etwa 1% geschätzt, mit einer hohen Dunkelziffer aufgrund untypischer Symptome. Die Erkrankung wird durch Gluten ausgelöst und führt zu einer Entzündung und Schädigung der Dünndarmschleimhaut (Enteropathie), was die Nährstoffabsorption beeinträchtigt. Symptome können vielfältig sein, darunter chronische Diarrhoe, Erbrechen, Bauchschmerzen, Minderwuchs, Anämie und Osteoporose. Eine Manifestation kann auch als Dermatitis herpetiformis Duhring auftreten.
Klassifikation der Zöliakie*
Symptome | Malabsorption | Unspezifische Symptome | Enteropathie | Spezifische Antikörper | Genetische Prädisposition |
---|---|---|---|---|---|
symptomatisch | + | + | + | + | + |
klassisch | + | +/- | + | + | + |
subklinisch | + | + | + | +/- | + |
refraktär (nur Erwachsene) | + | + | + | + | + |
potenziell | - | - | - | - | + |
* Quelle: OSLO-Klassifikation, Felber J, et al. Aktualisierte S2k-Leitlinie Zöliakie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) Dezember 2021 - AWMF-Registernummer: 021-021, angelehnt an Ludvigsson et al., Gut 62:43-52 (2013).
Pathogenese der Zöliakie
Die Zöliakie entsteht durch eine Überreaktion des Immunsystems auf Glutenbestandteile, insbesondere Gliadin. Gliadinpeptide, die nach partieller Verdauung entstehen, können bei genetischer Prädisposition die Darmbarriere passieren. Das Enzym Gewebstransglutaminase (tTG) modifiziert diese Peptide, wodurch sie immunologisch wirksam werden. HLA-DQ2 und HLA-DQ8 sind genetische Risikofaktoren. Dendritische Zellen präsentieren diese modifizierten Peptide den T-Zellen, die wiederum B-Zellen aktivieren, Antikörper gegen tTG und Gliadinpeptide zu produzieren. Proinflammatorische Zytokine lösen Entzündungen aus. Dies führt zu Zelltod der Enterozyten, Atrophie der Darmzotten und Hyperplasie der Darmkrypten, was die Nährstoffaufnahme beeinträchtigt.
[Diagramm: Darstellung des Pathogenese-Prozesses. Gliadin wird partiell verdaut zu Gliadinpeptiden (33-mer). Diese passieren die Darmepithel-Barriere. tTG desamidiert die Peptide (Q zu E). Dendritische Zellen präsentieren die Peptide mit HLA-DQ2 an T-Zellen. T-Zellen aktivieren B-Zellen zur Antikörperproduktion und sezernieren proinflammatorische Zytokine. Dies führt zu Zelltod der Enterozyten, Atrophie der Zotten und Hyperplasie der Krypten, was die Nährstoffaufnahme reduziert.]
Diagnostik
Serologische Bestimmung zöliakiespezifischer Antikörper
Anti-Endomysium (EmA)-Antikörper (IgA) und Anti-tTG-Antikörper (IgA) sind wichtige Marker. Bei IgA-Mangel sind Anti-DGP-Antikörper (IgG) eine Alternative. Tests sollten unter glutenhaltiger Ernährung durchgeführt werden. Euroimmun hat das GAF-3X-Antigensubstrat für den Nachweis von Anti-DGP-Antikörpern entwickelt, das aus drei desamidierten Gliadin-analogen Fusionspeptiden besteht und hohe Spezifität und Sensitivität bietet.
[Grafik: Darstellung des GAF-3X-Fusionspeptids, bestehend aus drei Einheiten.]
Histologische Untersuchung einer Dünndarm-Biopsie
Biopsien werden zur Beurteilung der Läsionen nach Marsh-Kriterien entnommen, die intraepitheliale Leukozyten (IEL) und den Zustand von Darmzotten und -krypten berücksichtigen. Diese Kriterien sind jedoch nicht spezifisch für Zöliakie.
Beurteilung des histopathologischen Schweregrades nach Marsh
Typ | Beschreibung |
---|---|
Typ 0 | IEL, Darmzotten und -krypten normal |
Typ 1 | IEL erhöht, Darmzotten und -krypten normal |
Typ 2* | IEL erhöht, Darmkrypten hyperplastisch, Darmzotten normal |
Typ 3* | IEL erhöht, Darmkrypten hyperplastisch, Darmzotten atrophisch |
* Für Zöliakie diagnostisch relevant.
[Bild: Mikroskopische Aufnahmen von Dünndarm-Biopsien, die die Marsh-Typen 0, 2-3 und 3 darstellen. Quelle: Deutsche-Zöliakie-Gesellschaft e.V.]
Bestimmung der HLA-Merkmale
Die Bestimmung von HLA-Merkmalen (z.B. HLA-DQ2/DQ8) mittels molekulargenetischer Testsysteme kann bei Patienten ohne erhöhten Anti-tTG-IgA-Titer, nach Beginn einer glutenfreien Diät oder bei Risikogruppen (z.B. Verwandte 1. Grades) die Diagnostik unterstützen. Das Vorhandensein von HLA-DQ2/DQ8-Allelen ist ein Risikofaktor, aber kein alleiniger Beweis für Zöliakie. Das Fehlen dieser Allele macht Zöliakie unwahrscheinlich.
ESPGHAN-Richtlinien zur Diagnose der Zöliakie
Die ESPGHAN-Richtlinien empfehlen zunächst den Test auf Anti-tTG-Antikörper (IgA) und Gesamt-IgA. Ein zehnfacher Anstieg des Anti-tTG-IgA-Titer (≥ 10x ULN) in Kombination mit einem positiven Anti-EmA-IgA-Ergebnis kann eine Biopsie überflüssig machen. Bei IgA-Mangel sind Anti-DGP-Antikörper (IgG) wichtige Indikatoren.
[Flussdiagramm: Diagnostischer Pfad für Zöliakie bei Kindern und Jugendlichen mit gastrointestinalen oder nicht-gastrointestinalen Symptomen oder asymptomatischen Personen mit erhöhtem genetischem Risiko. Es zeigt die Schritte basierend auf Anti-tTG (IgA) und Gesamt-IgA-Tests, EmA-Tests, Biopsie und Berücksichtigung von Faktoren wie IgA-Mangel, Alter, Symptomschwere und glutenfreier Diät.]
EUROIMMUN-Testsysteme
ELISA-Testsysteme
Anti-Gewebs-Transglutaminase-ELISA: Der Nachweis von Anti-tTG-Antikörpern (IgA) ist ein spezifischer Marker für Zöliakie. Der ELISA ermöglicht quantitative Bestimmungen und zeigt hohe Sensitivität (95,7%) und Spezifität (98%). Bei IgA-Mangel kann der IgG-Test verwendet werden.
Anti-Gliadin (GAF-3X)-ELISA: Antikörper gegen die Gliadin-Fragmente im GAF-3X sind hochspezifisch für Zöliakie. Im Vergleich zu nativen Gliadin-ELISAs bietet GAF-3X höhere Sensitivität und Spezifität für IgA- und IgG-Antikörper. Die Kombination von Anti-Gliadin (GAF-3X)-ELISA (IgG) und Anti-tTG-ELISA (IgA) verbessert die Genauigkeit.
[Tabellen: Sensitivitäts- und Spezifitätsdaten für Anti-tTG-ELISA in verschiedenen Kollektiven und Vergleich der Sensitivität/Spezifität von Anti-nGliadin, Anti-Gliadin (GAF-3X) und Anti-tTG für IgA und IgG.]
IIFT für die Zöliakie-Diagnostik
Anti-Endomysium IIFT (IgA): Ein spezifischer Test, der Endomysium als Bindegewebe um Muskelzellen nachweist. Standardsubstrate sind Primatenleber, Ösophagus oder Dünndarm. Leber als Substrat bietet eine einfachere Interpretation.
[Bilder: Mikroskopische Aufnahmen von Fluoreszenzmustern in Leber, Ösophagus und Darm bei IIFT.]
EUROPLUS Anti-Gliadin (GAF-3X)-IIFT: Nutzt Designer-Antigen Gliadin (GAF-3X) auf BIOCHIPs. Zeigt hohe Sensitivität (95% für IgA, 100% für IgG) und Spezifität (99% für IgA, 100% für IgG).
[Grafik: Darstellung des GAF-3X-Substrats auf einer BIOCHIP.]
Immunblot-Testsysteme
EUROLINE Zöliakie-Profil (IgA, IgG): Kombiniert den Nachweis von Antikörpern gegen tTG und GAF-3X für hohe diagnostische Leistungsfähigkeit. Kann IgA-Mangel erkennen.
EUROLINE Autoimmune Gastrointestinalerkrankungen (IgA/IgG): Ermöglicht den Nachweis von Antikörpern zur Abgrenzung von Morbus Crohn (ASCA) und zur Diagnose von Autoimmungastritis (PCA, Intrinsic-Faktor).
[Grafiken: Schematische Darstellung der EUROLINE Teststreifen mit verschiedenen Antigenen (tTG, GAF-3X, Mannan, Intrinsic-Faktor etc.) für Zöliakie und Autoimmune Gastrointestinalerkrankungen.]
Molekulargenetische Bestimmung der HLA-Merkmale
EUROArray HLA-DQ2/DQ8-h Direct: Bestimmt klinisch relevante HLA-DQ-Merkmale (DQ2.2, DQ2.5, DQ8) als Risikofaktoren für Zöliakie. Ermöglicht eine genaue Risikoabschätzung durch Differenzierung von Allelen. Das Fehlen dieser Merkmale schließt Zöliakie mit hoher Wahrscheinlichkeit aus.
[Grafik: Darstellung der Gen-zu-Protein-Beziehung für HLA-DQ-Allele und deren Assoziation mit Zöliakie-Risiko.]
EUROIMMUN-Testsysteme für die Zöliakie-Diagnostik im Einsatz
Sichere Diagnose ohne Biopsie
Studien zeigen, dass die Kombination von Anti-tTG-ELISA (IgA) und Anti-Gliadin (GAF-3X)-ELISA (IgG) die diagnostische Genauigkeit erhöht und die Notwendigkeit von Biopsien reduziert (auf unter 11%). Die Einhaltung des Kriteriums „Anti-tTG-IgA ≥ 10x ULN" kann über 50% der Biopsien vermeiden.
[Tabelle: Vergleich der Ergebnisse von Anti-tTG-ELISA (IgA) mit denen von Mitbewerbern bei Patienten.]
Zuverlässige Serologie bei IgA-Mangel-Patienten
Der Nachweis von GAF-3X-spezifischen Anti-DGP-Antikörpern (IgG) ist eine sinnvolle Alternative bei IgA-Mangel. Der Anti-Gliadin (GAF-3X)-ELISA (IgG) zeigt höhere Sensitivität und Spezifität als EmA-IIFT (IgG) und Anti-tTG-ELISA (IgG) bei Patienten mit selektivem IgA-Mangel.
[Tabelle: Vergleich der Sensitivität und Spezifität von Anti-GAF3X-ELISA (IgG), Anti-tTG-ELISA (IgG) und EmA-IIFT (IgG) bei Patienten mit IgA-Mangel.]
Zöliakie-assoziierte Antikörper korrelieren mit der Einhaltung der glutenfreien Diät
Eine 18-monatige Studie zeigte, dass Patienten unter glutenfreier Diät (GFD) einen signifikanten Rückgang der zöliakieassoziierten Antikörper aufweisen. Der Euroimmun Anti-tTG-ELISA (IgA) reagierte am sensitivsten auf steigende Titer bei Nichteinhaltung der GFD.
[Grafik: Darstellung des prozentualen positiven Testergebnisses für tTG (IgA), GAF-3X (IgG) und GAF-3X (IgA) über 18 Monate nach Diagnose, korreliert mit der Einhaltung der glutenfreien Diät. Die Linien zeigen einen Abfall der positiven Ergebnisse über die Zeit, was auf die Wirksamkeit der Diät hinweist.]
Bestellung
Informationen zur Bestellung von Testsystemen, Testnamen, Substraten und Bestellnummern sind verfügbar.
Testsystem | Testname | Substrat | Bestellnummer |
---|---|---|---|
ELISA | Anti-Gewebs-Transglutaminase-ELISA | Gewebs-Transglutaminase (tTG) | EA 1910-9601 A oder G |
ELISA | Anti-Gliadin (GAF-3X)-ELISA | Gliadin (GAF-3X) | EV 3011-9601 A oder G |
IIFT | IIFT Primatenösophagus | Endomysium | FA 1911-#### A oder G |
IIFT | IIFT Primatendarm | Endomysium | FA 1913-#### A |
IIFT | IIFT Primatenleber | Endomysium | FA 1914-#### A oder G |
IIFT | EUROPLUS Gliadin (GAF-3X) mit Primatenösophagus | Gliadin (GAF-3X) | FA 1911-####-1 A |
IIFT | EUROPLUS Gliadin (GAF-3X) mit Primatendarm | Gliadin (GAF-3X) | FA 1913-####-1 A |
IIFT | EUROPLUS Gliadin (GAF-3X) mit Primatenleber | Gliadin (GAF-3X) | FA 1914-####-1 A oder G |
EUROLINE | EUROLINE Zöliakie-Profil (IgA, IgG) | tTG/gliadin (GAF-3X) | DL 1910-1601 A oder G |
EUROLINE | EUROLINE Autoimmune Gastrointestinalerkrankungen (IgA) | tTG, GAF-3X, Mannan | DL 1360-#### A |
EUROLINE | EUROLINE Autoimmune Gastrointestinalerkrankungen (IgG) | tTG, GAF-3X, PCA, Intrinsic-Faktor, Mannan | DL 1360-#### G |
EUROArray | EUROArray HLA-DQ2/DQ8-h Direct | DNA-Microarray | MN 5320-####-V |
Referenzen
Liste wissenschaftlicher Referenzen, die die Studien und Daten unterstützen.
- Schwertz E, et al. Serologic assay based on gliadin-related nonapeptides as a highly sensitive and specific diagnostic aid in celiac disease. Clin Chem 50(12):2370-5 (2004)
- Husby S, et al. European Society Paediatric Gastroenterology, Hepatology and Nutrition Guidelines for Diagnosing Coeliac Disease 2020. J Pediatr Gastroenterol Nutr 70(1):141-156 (2020)
- Prause C, et al. Antibodies against deamidated gliadin as new and accurate biomarkers of childhood coeliac disease. J Pediatr Gastroenterol Nutr 49(1):52-8 (2009)
- Wolf J, et al. Primate liver tissue as an alternative substrate for endomysiumantibody immunofluorescence testing in diagnostics of paediatric coeliac disease. Clin Chim Acta 460:72-7 (2016)
- Wolf J, et al. Validation of antibody-based strategies for diagnosis of pediatric celiac disease without biopsy. Gastroenterol 153(2):410-9 (2017)
- Wolf J, et al. Antibodies in the diagnosis of coeliac disease: a biopsy-controlled, international, multicentre study of 376 children with coeliac disease and 695 controls. PLOS One 9(5):e97853 (2014)
- Werkstetter KJ, et al. Accuracy in diagnosis of celiac disease without biopsies in clinical practice. Gastroenterol 153(4):924-935 (2017)
- Bufler P, et al. Diagnostic performance of three serologic tests in childhood celiac disease. Z Gastroenterol 53(2):108-14 (2015)
- Villalta et al. IgG antibodies against deamidated gliadin peptides for diagnosis of celiac disease in patients with IgA deficiency. Clin Chem 56(3):464-8 (2010).